Thorwald Dethlefsen beschreibt in seinem Buch „Das Erlebnis der Wiedergeburt“, wie essenziell es ist, die eigenen Gefühle ins Bewusstsein zu holen. Er erklärt, dass das Bewusstmachen von Gefühlen eine zentrale Rolle bei der Heilung und der Veränderung des Bewußtseins spielt.
Seine Aussage lautet: „Gelingt das Bewusstmachen, verschwindet das Symptom, denn der Klient kann die symptomatische Projektion auflösen, indem er erkennt, dass das Gefühl in Wirklichkeit zu einem längst vergangenen Erlebnis gehört. Er lernt, seine Emotionen, die er auf momentane Reize projiziert hat, zeitlich richtig einzuordnen.“
Was bedeutet das genau? Oft neigen wir dazu, Gefühle wie Angst, Wut oder Traurigkeit zu verdrängen oder zu vergessen. Das erscheint auf den ersten Blick als eine einfache Lösung, doch in Wirklichkeit ist es nur eine scheinbare Lösung. Das Verdrängen schützt uns nur vor dem „Anschauen“ des eigentlichen Problems, doch es beseitigt die Ursache nicht. Das Gefühl, zum Beispiel die Angst, bleibt weiterhin bestehen – nur unbewusst.
Wenn es einem Klienten jedoch gelingt, zu erkennen, dass die gegenwärtige Angst eigentlich die gleiche ist, die er vielleicht als Kind in einem bestimmten Moment empfunden hat, kann sich die Projektion auflösen. Das bedeutet: Das Gefühl wird in den ursprünglichen Kontext zurückgeführt und kann dort verarbeitet werden.
Das Bewusstmachen führt dazu, dass das Gefühl seinen Platz in der Vergangenheit findet. Dadurch fallen die Projektionen, also die unbewussten Übertragungen und Wiederholungen in der Gegenwart, in sich zusammen. Das Symptom, das auf körperlicher Ebene manifestiert wurde, kann dadurch verschwinden.
Thorwald Dethlefsen zeigt außerdem auf, dass die Ladung eines Gefühlskomplexes – also die emotionale Intensität – umso schwerer bewusst gemacht werden kann, je größer sie ist. Das bedeutet: Wenn jemand eine sehr große Angst zum Beispiel vor einem bestimmten Tier hat, ist es für ihn viel schwieriger, sich dieser Angst zu stellen und sie bewusst zu fühlen.
Zudem wächst die emotionale Ladung eines Gefühlskomplexes im Laufe der Zeit noch an, wenn ähnliche Erlebnisse durch Resonanz an diesen Komplex gebunden werden. Das heißt: Wenn jemand in der Vergangenheit eine große Angst hatte, können durch wiederholte ähnliche Erfahrungen die Gefühle noch verstärkt werden.
Wenn der Klient die ursprüngliche Situation mit all ihren Emotionen wiedererlebt, kann er das Gefühl seinem echten Platz in der Vergangenheit zuordnen. Dadurch werden die Projektionen auf die Gegenwart aufgelöst, und das Symptom kann auf körperlicher Ebene verschwinden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der Klient durch das Erkennen seiner Projektionen auf die Umwelt – die er bislang für eine objektive Realität hielt – sich selbst immer besser verstehen kann.
In meiner Arbeit mit Klienten ist es eines der wichtigsten Ziele, ihnen bewusst zu machen, dass die Außenwelt nur ein Spiegel ihrer Innenwelt ist. Diese Erkenntnis ist der Schlüssel zum Erfolg: Wenn der Klient sich selbst verändert, verändert sich auch seine Welt. Er lernt, seine inneren Prozesse zu erkennen und zu transformieren, um so sein Leben nach seinen Wünschen zu gestalten.
Kurz gesagt: Unsere Gefühle sind der Schlüssel, um tiefgehende Veränderungen zu bewirken. Sie zeigen uns, wo unsere wunden Punkte liegen, und geben uns die Möglichkeit, sie zu heilen. Indem wir unsere Gefühle bewusst wahrnehmen und verstehen, können wir alte Muster auflösen und unser Leben in eine positive Richtung lenken.